Page 5 - Nachhaltigkeitsbericht 2012
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Vorwort Frau Univ. Prof. Dr. Kromp-Kolb
Klimaschutz hat zwei Seiten: Einerseits Minderung von Treibhausgasemissionen zur Eindämmung der Klimaänderung und ande- rerseits Anpassung an jene Klimaänderungen, die nicht mehr zu verhindern sind. Beides hat mehrfachen Bezug zum Beruf des Rauchfang- kehrers und der Rauchfangkehrerin1.
Zur Minderung der Treibhausgasemissionen können Rauchfangkehrende wesentliche Bei- träge leisten. Die verlässliche Erfüllung des gesetzlichen Auftrages ist an sich schon ein wichtiger Schritt, noch mehr aber sind es die Nebenleistungen, die von einer zunehmen- den Zahl weitblickender Rauchfangkehren- den geleistet werden. Mit den Heizungssys- temen und deren technischem Zustand sind Rauchfangkehrende jedenfalls konfrontiert. Die Verp ichtung jeden Haushalt mehrmals im Jahr aufzusuchen, bietet eine einzigartige Möglichkeit, auf Verbesserungsmöglichkeiten und technologische Weiterentwicklungen der Heizungssysteme aufmerksam zu machen, und damit sowohl den EigentümerInnen als auch der Umwelt einen Dienst zu erweisen. Mit der systematischen Erhebung von Kesseldaten im Kehrbezirk wird darüber hinaus eine Datenbasis geschaffen, die auch für klima- und umweltpolitische Entscheidungen Bedeutung gewinnen kann.
Es ist sehr erfreulich und nur konsequent, dass vorbildliche Betriebe darüber hinaus auch im eigenen Bereich Maßnahmen zur Energieef zi- enzsteigerung setzen und Emissionen reduzie- ren – das bedeutet nicht nur, dass die Rauch- fangkehrenden sich in der Beratung auf eigene Erfahrung stützen können, sondern sie handeln damit auch der alten Weisheit gemäß, dass das gute Vorbild wichtiger ist als Reden.
Die unter der Führung der Landesinnung Niederösterreich gesetzte Initiative von Rauch- fangkehrenden in Richtung Management- system und Umweltschutz, die zu Recht 2012 mit dem Energieef zienzpreis Helios in der Kategorie Bewusstseinsbildung aus- gezeichnet und nun vom Bundesverband der österreichischen Rauchfangkehrer über- nommen wurde, hat noch beträchtliche Er- weiterungsmöglichkeiten. Diese könnten in Zusammenhang mit dem zweiten Aspekt des Klimawandels große Bedeutung für den Berufs- zweig erlangen.
Klimawandel bedeutet in
Österreich primär Er-
wärmung und damit ver-
ringerten Heizbedarf.
Kombiniert mit verstärk-
tem Einsatz erneuerbarer
Energien und Errichtung
von Niedrig-, Passiv- und Positivenergiehäusern, die
häu g ohne Verbrennungs-
prozesse zur Wärmege-
winnung auskommen, führt dies zwangsläu g zum Rückgang der Zahl der klassischen Rauch- fänge. Es treten andere Technologien – vor al- lem Solarenergie – an die Stelle der Verbren- nungsmotoren. Auch diese Systeme bedürfen der funktionellen Überprüfung und Wartung, wenn auch der Sicherheitsaspekt in den Hin- tergrund tritt. Es wäre zu überlegen, wie deren ef zientes Funktionieren systematisch und regelmäßig geprüft und ob dem Gewerbe der Rauchfangkehrenden dabei eine Aufgabe zukommen könnte. Der Transformationspro- zess verläuft derzeit noch langsam, wenn aber die Klimaziele erreicht werden sollen, wird er beschleunigt werden müssen. Es wäre daher jetzt die Zeit vorauszuplanen, gegebenenfalls rechtliche und organisatorische Voraussetzun- gen zu schaffen sowie notwendige Weiterbil- dungsprogramme einzurichten.
In einer Zeit der Veränderung und der Um- brüche werden nur jene erfolgreich sein, die vorausschauend planen und exibel auf die Er- fordernisse der Zeit reagieren. Die Rauchfang- kehrenden haben bewiesen, dass sie dazu fähig sind.
Univ. Prof. Dr. Helga Kromp-Kolb Universität für Bodenkultur -Wien
Kapitel 2
1) Um diese sprerrige, gendergerechte Formulierung zu vermeiden, wird in der Folge von „Rauchfangkehrenden“ die Rede sein. 5